Island Tag 5

Heute starteten wir unsere Reise zunächst Richtung Dverghamrar. Dort waren wieder die bekannten oktogonalen Basaltsäulen zu sehen, die wir bereits vom Strand von Vik her kannten. Unweit davon besuchten wir Foss a Sidu – einen äußerst schmalen Wasserfall sowie den Stjórnarfoss. Wir hatten sehr viel Glück, dass scheinbar nicht viele Touristen diese Sehenswürdigkeiten auf dem Schirm hatten. Das sollte sich jedoch ändern, als wir am mittlerweile wohl bekanntesten Flugzeugwrack der Welt ankamen. Vor wenigen Jahren war dies noch ein totaler Geheimtipp. Das US-amerikanische Flugzeug stürzte 1973 in unmittelbarer Strandnähe ab und fristet dort seither sein trauriges Dasein. Zum Glück wurde beim Absturz niemand verletzt. Die durchaus interessante Geschichte des Absturzes findet ihr am Ende dieses Beitrages.

Das Wrack ist nur schwer von der Hauptstraße aus zugänglich. Erschwerend kommt hinzu, dass es auf einem Privatgrundstück liegt. Der Besitzer hat jedoch irgendwann eingesehen, dass er die Leute nicht vom Besuch des Flugzeugs abhalten kann und daher einen Gehweg geschaffen. So muss man nun nur noch die 3,5 km steinigen Fußweg auf sich nehmen, um das Flugzeug zu erreichen (und das gleiche natürlich noch mal zurück!). Es war aber wirklich sehr surreal. Das zeigen sicher auch die Fotos.

Unser Zelt stellten wir in der Stadt Hveragerði auf. In dieser Gegend gibt es sehr starke geothermale Aktivitäten, was man auch schon aus der Ferne sehen (und vor allen Dingen riechen) kann. Unser Tag endete mit einer kleinen Wanderung und der Begutachtung diverser brodelnder und stinkender Schlammlöcher! 🙂

Hier noch die Hintergrundgeschichte zum Flugzeugabsturz für die Leute, die es interessiert:

Am 21. November 1973 war Kapitän James Wicke auf einer Routine-Mission über Island zur Luftstation der US-Marine, als sich das Wetter schlagartig verschlechterte. Die Temperatur fiel auf -10 Grad Celsius, arktische Windböen erreichten eine Geschwindigkeit von 95 km/h, und der Vergaser seiner C-117 begann, Eis einzusaugen. Nach heftigen Turbulenzen froren beide Triebwerke endgültig ein und versagten. Zudem flog das Flugzeug durch so dichten Nebel, dass keines der Besatzungsmitglieder durch die Fenster das Ende der Tragflügel ausmachen konnte. Es wurde still an Bord der C-117.

Das Flugzeug sank über dem Vatnajökull, dem größten Gletscher Islands, ab und steuerte direkt auf eine steinige Felswand zu. Wicke sendete einen Notruf ab und versuchte verzweifelt, die Triebwerke wieder in Gang zu bringen. Es war ein Tag vor Thanksgiving, und die Männer ahnten, dass sie gleich sterben würden.

Doch dann übernahm Leutnant Gregory Fletcher das Steuer. Der 26-Jährige steckte noch mitten in seiner Pilotenausbildung und hatte damals lediglich 21 Flugstunden in der C-117 absolviert. Er entschied, nach links zu drehen und auf dem Meer zu landen. Ihm war klar, dass nach nur 15 Sekunden im Nord-Atlantik die Unterkühlung einsetzen würde, doch eine Kollision mit der eisigen Felswand würde, für sie alle den sofortigen Tod bedeuten.

Als das Flugzeug in etwa 760 Metern Höhe die Wolkendecke durchbrach, wurde Fletcher klar, dass sie über ein „verdammtes Etwas segelten, das wie die Mondoberfläche aussah.“ Er ließ die Maschine parallel zum Ufer absinken, nutzte den schwarzen Sandstrand als Landebahn und rutschte fast 30 Meter über die Sanddünen, bevor er das Flugzeug sechs Meter vor dem Wasser endlich zum Stehen brachte. Die Propeller waren verbogen, die Motorabdeckungen kaputt und die Tanks geplatzt, doch Fletcher hatte mit seinem Manöver allen das Leben gerettet.

„Die geschmeidigste Landung, der ich jemals beiwohnen durfte“, sagte der Air Force Master Sergeant Howard Rowley.

Quelle: https://motherboard.vice.com/de/article/pgkjxz/die-geschichte-von-islands-mysterioesem-geister-wrack-gerettet-vom-fluganfaenger